heute möchte ich hier euch mal was vorstellen, was z. B. ein Ischgl-Besucher niemals sehen kann. Während dieses Gebiet wie viele andere auch auf totales Wettrüsten und Zubauen setzt, gibt es noch Gebiete, wo noch immer Liftspezialitäten zu finden sind. Statt Einheitssationen noch tolle Konstruktionen, wie z. B. die Baco-Kurvenscheibe.
Kurven bei Schleppliften
Im Gegensatz zu anderen Seilbahnarten können Schlepplifte diverse Hindernisse nicht überwinden. Deshalb müssen die Lifttrassen öfters mal eine Kurve machen. Was eigentlich erstmals einfach aussieht, bringt doch diverse Probleme mit sich; die Fahrbetriebsmittel müssen natürlich auch die Kurve befahren können, und das ist genau die Schwierigkeit.
Auf Grund der Gehängestange und der Seilklemme können Kurven mit Seilscheiben normalerweise nur in eine Richtung befahren werden. Sonst wären die Gehängestange und die Seilklemme im Weg. Bei einem Lift mit rechts laufendem Bergwärtsseil wären das Linkskurven, bei einem Lift mit links laufendem Bergwärtsseil wären das dann Rechtskurven.
Wird als Beispiel mal ein Lift genommen, der das bergwärts laufende Seil auf der rechten Seite hat und deshalb eine Linkskurve macht, tritt jetzt allerdings das Problem auf, dass das talwärts laufende Seil eine Linkskurve machen muss (es wird immer die Fahrtrichtung betrachtet).
Eine Lösung dazu ist allerdings die Baco-Kurvenscheibe.
Baco-Kurve
Das Problem, dass wie oben bereits geschrieben, Kurven nur in eine Richtung gemacht werden können, hat die Firma Baco aus der Schweiz Mitte der 70er Jahre auf eine sehr interessante Weise gelöst. Während auf der einen Seite eine ganz normale Seilscheibe verwendet wird, kommt auf der anderen Seite die sogenannte "Baco-Kurvenscheibe" in Einsatz.
Die Baco-Kurvenscheibe besteht aus vielen Bolzen, über die das Förderseil läuft. Kommt ein Gehänge auf die Kurvenscheibe, so werden die Bolzen an dieser Stelle hochgeschoben, so dass die Gehängestange/Seilklemme diese Kurve befahren kann. Deshalb haben die Gehänge über der Seilklemme sogenannte Abweiserkappen, die dafür sorgen, dass die Bolzen hochgeschoben werden. Verlässt das Gehänge die Kurvenscheibe, so fallen die Bolzen wieder nach unten. Durch eine Mechanik in der Kurvenscheibe wird auch gesorgt, dass die Bolzen wieder nach unten gedrückt werden, so dass sie sich nicht oben verhängen können, was zu einer Seilentgleisung führen würde.
Beispiele von Herstellern, die dieses Kurvensystem einsetzten:
-Baco
-Doppelmayr
-Heuss
Vorteile:
-Kurven nach rechts und links möglch
-starke Kurven möglich
-wenig Platz für die Kurvenstation erforderlich
Nachteile:
-Spezialgehänge mit Abweiserkappe erforderlich
-hocher Verschleiss der Bolzen in der Kurve
-Kurvenbolzen schwer oder gar nicht mehr erhältlich, also Spezialenfertigungen oder Eigenbau

^^ Kurvenstation mit Baco-Kurvenscheibe aus der Sicht der Liftbenutzer

^^ Ansicht der Kurvenstation. Hier ist gut ersichtlich, warum mit normalen Seilscheiben keine Kurven in beide Richtungen gemacht werden können. Beim blauen Bügel links wäre die Gehängestange/Seilklemme im weg. Deshelb wird hier die Baco-Kurvenscheibe eingesetzt.

^^ Ein Bügel nähert sich der Baco-Kurvenscheibe.

^^ Ein Bügel befindet sich auf der Baco-Kurvenscheibe. Durch die Abweiserkappe über der Seilklemme wurden die entsprechenden Bolzen auf der Kurvenscheibe nach oben geschoben, so dass Platz für die Gehängestange/Seilklemme ist. Anschließend werden die Bolzen wieder in ihre Ausgangslage zurückfallen.

^^ Kurvenstation mit Baco-Kurvenscheibe von der Seite.

^^ Hier ist die Abweiserkappe über der Seilklemme der Gehänge zu sehen. Sie ist erforderlich, um die Baco-Kurvenscheibe zu befahren, denn durch diese Abweiserkappe werden die Bolzen hochgeschoben.

^^ Gehänge mit Abweiserkappe über der Seilklemme bei der Talstation.