St. Johanner Grüne sehen Skitourismus in Sackgasse
Beschneiung ist für Öko-Partei wegen Kosten und Klimawandel nicht tragbar.
Riesenbaustelle am Harschbichl.
Bild: Die Grünen St. Johann
Die Bergbahn St. Johann baut ihre Beschneiungsanlage bekanntlich um 11,4 Millionen Euro aus. Eine Grundbeschneiung am Harschbichl und im Oberndorfer Teil des Skigebiets ist damit ab heuer je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit innerhalb von 60 bis 70 Stunden möglich, die TT hat berichtet.
Herzstück der neuen Anlage ist ein 125.000 Kubikmeter Wasser fassender Speicherteich, der im Bereich der Schlossalm errichtet wird. 200 Schneelanzen werden mit dem aus dem neuen Depot stammenden Wasser gefüttert.
Für die Touristiker stellt das Projekt eine notwendige Investition in die Zukunft der Tourismuswirtschaft dar, weshalb neben der Bergbahn auch die Marktgemeinde, die Gemeinde Oberndorf und die beiden Ortsausschüsse der Ferienregion für die Kosten aufkommen.
Die St. Johanner Grünen stehen dem Projekt grundsätzlich nicht ablehnend, jedoch äußerst kritisch gegenüber, wie sie betonen.
Wasser aus der Großache
Der neue Speicherteich sei die St. Johanner Antwort auf den Klimawandel. "Künstliche Beschneiung trocknet die Alpen überdies aus", begründet Grünen-Gemeinderat Sigi Pürstl. Allein in St. Johann betrage die für die Beschneiung bewilligte Wassermenge 285.000 Kubikmeter. "Das sind 285.000 Kubikmeter Wasser, die aus der Großache stammen."
Der Stromverbrauch ist den Grünen außerdem ein Dorn im Auge: "Laut Tiwag-Bericht verbrauchen alle Tiroler Skigebiete zusammen 40 Gigawattstunden Strom. Das ist jene Menge, die 6000 Einfamilienhäuser pro Jahr durchschnittlich verbrauchen", rechnen die Grünen vor.
Außerdem werde speziell in St. Johann öffentliches Geld in die Beschneiung gesteckt: Für die 70.000 Euro teure Grundbeschneiung komme vor allem die Bevölkerung auf, erklärt Pürstl. Er verweist auf den Schaden, den das Orkantief Kyrill im Jänner hinterlassen hat. "Danach wurde eine zweite Grundbeschneiung notwendig."
Aufgrund der hohen Kosten ist für die Grünen eine 100-prozentige Beschneiung nicht tragbar.
Gemeinsame Begehung
Ihre Forderung: Als Klimabündnisgemeinde müsse St. Johann dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur endlich entsprechen, zumal der Klimawandel in rund 20 Jahren die künstliche Beschneiung unter 1200 Metern Seehöhe verhindern werde.
Über grüne Ideen zum Thema Wintertourismus und Klimawandel wollen die St. Johanner im Rahmen einer Speicherteich-Begehung am Sonntag, 25. November, sprechen. Treffpunkt ist die Talstation Harschbichl um 14 Uhr. Die Auffahrt zum Gasthof Pointen erfolgt mit Taxis.
Von Alexandra Fusser
12.11.2007