FAZ-Bericht über automatische Schließbügel von DM

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FAZ-Bericht über automatische Schließbügel von DM

Beitragvon TW » 14.03.2010, 14:12

Ein teilweise recht amüsant geschriebener Text über die neuen DM-Schließbügel und die Gewohnheiten "der Skifahrer" beim Bügelöffnen generell aus Sicht der Medien...

den hat mir mein Opa in Papierform geschickt, und ich will ihn euch nicht vorenthalten ;)

Sitzenbleiber fahren länger
Von Walter Wille
12. März 2010 Der Skifahrer ist ein anspruchsvolles Wesen. Nach dem ganzen Stress der Anreise verlangt er jederzeit perfekt präpariertes Gelände, komfortable Beförderung ohne Wartezeiten, effizienteste Anlagen, urige Atmosphäre, blauen Himmel. „Das Anspruchsdenken ist enorm“, weiß Willi Krüger, Prokurist und Marketingmann der Gletscherbahn-Gesellschaft im Tiroler Pitztal.

Die Kundschaft von heute gilt als ein wenig ungeduldig, zeigt mitunter nicht viel Verständnis für die Zusammenhänge von Wetter und Skibetrieb in alpinen Höhen, auch nicht dafür, dass der ganze Aufwand an Beförderungssystemen im Tal und auf dem Berg, an Schneekanonen, Pistenbullys und Personal einen stattlichen Preis hat, der zu zahlen ist. Sie murrt, wenn Lifte abgeschaltet werden, weil's stürmt, neigt zur Beschwerde, wenn nachmittags um drei die Pistenqualität nicht mehr die gleiche ist wie morgens um neun. „Das hat es früher nicht gegeben,“ sagt Ekkehard Assmann, Sprecher des österreichischen Seilbahnherstellers Doppelmayr. Bei laufendem Skibetrieb können die Raupen nun mal nicht herumfuhrwerken.

Doch natürlich ist der Ski- oder Snowboardfahrer ein grundsätzlich gerngesehener, Umsatz verursachender und deshalb umworbener Gast. Martina Dobler vom Tourismusverband Pitztal: „Um attraktiv zu bleiben, muss man immer wieder große Investitionen vornehmen.“ Im Fall eines Lifts geht das in die Millionen. Neue, das Pistenangebot erweiternde Beförderungsanlagen sind in den Alpen längst eine Rarität, stattdessen wird meistens in den Ersatz einer bestehenden Seilbahn durch eine modernere investiert. Das geschieht nach Assmanns Worten je nach Skigebiet nach 15 bis 20 Jahren, obwohl die „technische Lebensdauer“ leicht das Doppelte betrage. Ursache seien wirtschaftliche Erwägungen, die Konkurrenz unter den Urlaubsorten, steigende Ansprüche an Schnelligkeit und Bequemlichkeit. „Einen neuen Sessellift ohne Sitzheizung traut man sich heute gar nicht mehr anzubieten“, ergänzt Willi Krüger.

Das zweitsicherste Verkehrsmittel

Sicherheit setzt der Skifahrer, das verwöhnte Wesen, sowieso voraus. Bei der Seilbahn handele es sich um das zweitsicherste Verkehrsmittel überhaupt hinter dem Aufzug, hebt Doppelmayr-Experte Assmann hervor. In Austria allein würden rund 620 Millionen Liftfahrten je Saison gezählt. Dieser Zahl stehen einer Statistik der Wirtschaftskammer Österreich zufolge für den Zeitraum von Dezember 2008 bis April 2009 Vorkommnisse mit 15 schweren und 161 leichten Verletzungen gegenüber, wobei zu Letzteren auch der angeknackste Daumen zählt, wenn einer beim Aussteigen umfällt. Nach einer Untersuchung in der Schweiz für die Jahre 2002 bis 2006 kam jährlich auf 14 Millionen Fahrgäste ein Verletzter. Zu Tode gekommen sei in jenen fünf Jahren niemand.

Allerdings, merkt Assmann an, erregten Unfälle mit Seilbahnen viel Aufsehen und blieben lange im Gedächtnis. Was den Verantwortlichen Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass immer wieder Personen - meistens Kinder - aus Sesselbahnen herausfallen, weil die Bügel zu früh geöffnet werden. Hinweistafeln und Fangnetze helfen nur bedingt. Vor einigen Jahren kamen Warnhinweise in LED-Technik dazu, die Abstürze aus „offenen Fahrbetriebsmitteln“ vor der Ausstiegsstelle verhindern sollen: leuchtende Symbolbilder eines Liftsessels mit rotem Bügel plus schriftlichem Hinweis „zu“ und „close“, befestigt an den Stützen vor den Bergstationen. Die Bedeutung müsste eigentlich einleuchten: Hier bitte noch nicht öffnen. Die LED-Anzeigen sind auffälliger als das Bisherige, ergänzt werden sie durch Leuchtbalken am Boden unmittelbar vor der Ausstiegsstelle, die bei der Annäherung ihre Farbe von Rot auf Grün wechseln und signalisieren: Jetzt ist es so weit, Bügel hochklappen!

Gepflogenheit des frühzeitigen Bügelöffnens

Seit der Saison 2008/09 ist dies in Österreich für jeden Sessellift vorgeschrieben, für neue wie ältere Anlagen. Die Kosten gibt der Fachverband der Seilbahnen des Landes mit 3000 Euro je Einheit an, bei mehr als 700 Sesselbahnen in Österreich hat die Nachrüstung mehr als zwei Millionen Euro gekostet. Das System wurde, wie der Verband mitteilte, „auf Basis von Ergebnissen mehrjähriger wissenschaftlicher Versuchsreihen mittels Blickverhaltensuntersuchungen“ entwickelt.

Schaut man allerdings den Leuten ganz unwissenschaftlich beim Winterurlauben zu, kann der Eindruck entstehen, dass sie sich die Gepflogenheit des frühzeitigen Bügelöffnens nicht so leicht abgewöhnen lassen. Nach wie vor gehen oft die Metallgeländer hoch, lange bevor der Balken Grün zeigt, wenn der Sessel noch fünf oder zehn Meter Luft unter sich hat. Auch Willi Krüger ist der Ansicht, ein Großteil der Skifahrer verstehe die LED-Hinweise nicht. Obendrein müssten Tafeln und Balken stets aufs Neue von Schnee und Eis befreit werden. In einer Sesselbahn führe der Zufall ganz unterschiedliche, einander fremde Skifahrer zusammen: Kinder, Erwachsene, ungeduldige, gelassene, routinierte, unsichere. Je voller die heutzutage bis zu acht Plätze bietenden Sesselbahnen seien, desto stärker das Bestreben, einer Karambolage beim Ausstieg frühzeitig zu entkommen.

Allerdings verlangt die Sunnalm-Bahn eine gewisse Umgewöhnung

Mit der im vergangenen Dezember eröffneten Sunnalm-Bahn haben Hersteller Doppelmayr und der Pitztaler Bergbahnbetreiber nach eigener Einschätzung einen kinder- und absturzsicheren Sessellift verwirklicht. Der Bügel wird nicht mehr von den Passagieren per Hand bewegt, sondern in der Talstation automatisch geschlossen und verriegelt sowie oben ebenso automatisch geöffnet, und zwar erst unmittelbar bevor Ski und Snowboard den Boden berühren. Senkrechte Streben zwischen den Beinen vom Sicherungsbügel bis zu den Fußrasten sollen gewährleisten, dass niemand vom Sitz rutscht.

LED-Tafeln werden damit überflüssig. Allerdings verlangt die Sunnalm-Bahn eine gewisse Umgewöhnung. Der Griff zum Bügel ist vielen Skifahrern in Fleisch und Blut übergegangen, wie man beobachten kann - hier nimmt man Platz und lässt es einfach geschehen. Sicherheitshalber hat der Betreiber an der Talstation Bildschirme aufgestellt, auf denen Comicfiguren einfache Verhaltenshinweise geben. Die Sitzflächen sind abwechselnd rot und schwarz gefärbt mit Sitzteilern aus Kunststoff dazwischen, denn es ist wichtig, dass man an der richtigen Stelle Platz nimmt. Nach den Erfahrungen der ersten Wochen kommt es an Sonntagen und Montagen (nach dem Gästewechsel) täglich zu zehn bis zwölf kurzzeitigen automatischen Abschaltungen der Bahn, weil jemand schräg sitzt und das Verriegeln des Bügels verhindert. Bis zum Donnerstag verringert sich diese Zahl normalerweise auf ein bis zwei am Tag. Die Benutzung ist im Prinzip auch sehr simpel.

In diesem Fall führt sie von 2130 auf 2350 Meter Höhe

Wie bei einer kuppelbaren Bahn üblich, werden die 6er-Sessel bei der Einfahrt in die Talstation vom Laufseil, das sich mit fünf Meter je Sekunde bewegt, abgehängt und über eine Reihe abnehmend schnell laufender Reifen auf einstiegsfreundliche 0,5 m/s gebremst. Hinter der Einstiegsstelle wird der Bügel sachte abgesenkt, das geschieht über eine Rolle an der Sesselaufhängung, die über eine schräg angebrachte Schiene läuft, sowie eine Art Bowdenzug zum Bügel. Von diversen Sensoren überwacht, die unter anderem die korrekte Verriegelung des Schließbügels prüfen, wird der Sessel wieder auf 5 m/s beschleunigt, fest ans Laufseil geklemmt und auf die Reise geschickt. In diesem Fall führt sie von 2130 auf 2350 Meter Höhe.

Erwünschter Begleiteffekt der Spezialbahn: Skilehrer und Eltern haben es nun einfacher, den Nachwuchs mitzunehmen. Normalerweise darf in einem Sessel ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen ein Erwachsener nur ein Kind unter 1,25 Meter Körpergröße mitnehmen, wie Krüger erklärt. Skilehrer mit größeren Gruppen müssten demnach immer wieder Fremde bitten, Kinder nach oben zu begleiten, was Probleme der Aufsicht und möglicherweise sogar der Haftung zur Folge haben könne. Diese Sesselbahn ermögliche es Erwachsenen, mit bis zu fünf Kindern zu liften. Im Pitztal, das sich unter die besonders familienfreundlichen Skiregionen einzureihen bemüht, ist das kein unwichtiger Standortfaktor. Abfahrten von der Sunnalm im Rifflsee-Gebiet - in der Nachbarschaft der spektakulären Gletscherwelt gelegen - werden von Familien wie Skischulgruppen gleichermaßen genutzt.

So soll die jede Stunde bis zu 2000 Personen bergauf schaufelnde Anlage, die rund zehn Prozent teurer war als eine herkömmliche, Sicherheit, Effizient und Marketingzwecken zugleich dienen. Steibis im Allgäu und die Schmittenhöhe bei Zell am See im Salzburger Land haben Ähnliches angeschafft. Marktführer Doppelmayr rechnet damit, dass die Schließautomatik weithin zur Standardausstattung wird. Wie schon Wetterschutzhaube, Sitzheizung und weiche Polsterung.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Wille


http://www.faz.net/s/Rub58F0CED852D8491CB25EDD10B71DB86F/Doc~E89599BFA871F47A0A4D0A3D445016F5F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Gruß,
Tobi

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Re: FAZ-Bericht über automatische Schließbügel von DM

Beitragvon Chris » 14.03.2010, 17:48

Den automatischen Schließbügel finde ich eine gute Sache, da es die Leute einfach nicht kapieren, wie es richtig geht. Wenn man dann noch seine Ski auf den Rasten hat, versuchen sie oft mit aller Gewalt den Bügel hochzuzerren. Wenn man sie nett darauf hinweist, warum man nicht so früh öffnen soll, werden sie noch pampig und frech.

Aber dafür tragen sie ja Helme, um so zu tun, als wären sie sehr sicherheitsbewußt! Toll!!!
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