-Kronplatz-Alta Badia-Cortina-
Alte-Altlasten Bewältigung Nr.6, wenigstens kommt der Osterbericht noch vor Weihnachten...
Endlich mal wieder nach St. Kassian! Während wir einige Jahre lang unseren Skiurlaub wechselnd in den Dolomiten und im Pinzgau verbracht hatten, waren wir in den letzten Jahren nur noch ins Pinzgau gefahren. Dort ist es unbestritten ebenfalls sehr schön, aber das letzte Mal dass wir in den Dolomiten waren, war mittlerweile schon 5 Jahre her! Die Auswahl des Zielortes war in den letzten Jahren zwar durchaus von den deutlichen Preisdifferenzen bei unseren Stammunterkünften abhängig, aber dieses Jahr sollte es einfach mal wieder nach Südtirol gehen, zumal auch mein Opa und Onkel mit Familie ebenfalls zu Ostern dort sein wollten. So zog es uns endlich wieder in dieses unendlich große Skigebiet, welches so verschiedene Facetten zeigen kann- Von dem allseits bekannten grandiosen Panorama auf den Dolomitenfels über trashige, ruhige Ecken mit coolen, alten Liften bis zur vollplanierten, überfüllten Industrieskipiste mit entsprechend kapazitätsstarker, moderner Aufstiegsanlage.
Während für die restliche Familie die komplette Karwoche eingeplant war, hatte ich leider in der FH erst ab Gründonnerstag frei und konnte deshalb nicht so einfach mitfahren. Der gesamte Urlaub war für alle anderen bis zum Karsamstag geplant.
So einfach wollte ich mir das nicht bieten lassen, denn das sind immerhin 3 mögliche Skitage für mich

Jetzt braucht es nur noch eine Übernachtung in Innsbruck.
Angerufen in der Jugendherberge- ja, für das Datum ist noch was frei. 6er Zimmer? ja, kein Problem, Massenlager bin ich ja von den Alpenvereinshütten gewohnt. Für eine Nacht ÜF 22,50€, ok. Dass ich schon um 06:15 Uhr "auschecken" muss, sei kein Problem, nur auf das (mitbezahlte) Frühstück müsse ich dann verzichten. Na gut...
Ostern kam näher- und leider musste meine Familie mit Ausnahme meines größeren kleinen Bruders die Hotelbuchung aus gesundheitlichen Gründen stornieren. Mein Bruder fuhr somit alleine mit meinen Großeltern, Onkel,Tante, Cousin und Cousine voraus, mein Plan zum Hinterherkommen blieb unverändert.
Und ich machte mir langsam Gedanken, wo ich denn fahren will. Wobei ich mir da eigentlich nicht besonders viele Gedanken machen musste, ich hatte eigentlich zwei ganz konkrete Ziele: Der Cristallo-Schartenlift bzw. das ganze Skigebiet Cortina und der Korblift Fedaia an der Marmolada-Flanke. Eigentlich hatte ich auch noch viel mehr Pläne, was man in diesem riesigen Skigebiet mal machen könnte... Endlich mal die Sellarunde "rückwärts", also im Uhrzeigersinn, und sich dabei mal richtig im Fassatal und Gröden austoben, die "Grande Guerra" Skitour ins Civetta, die Seceda, Buffaure oder wenn möglich auch Karersee- alles Ziele, die mich durchaus interessieren würden. Aber Cristallo und Fedaia sind einfach die wohl coolsten Orte im ganzen Dolomiti Superski- und auch akut von der fine vita technica, also Ersetzung oder Stillegung, bedroht. Somit besteht für mich auch ein gewisser Zeitdruck, diese Bahnen noch zu fahren...
Es würden definitiv nur drei Skitage sein- wovon der erste organistionstechnisch schon für den Kronplatz "verplant" ist. Also noch zwei Tage für zwei große Ziele. Mal sehen, ob das klappt...
Das Wetter an Ostern in Südtirol? Sonne, was denn sonst! Südtirol ist ja sowieso dafür bekannt, dass es nur nachts schneit, und tagsüber immer die Sonne scheint- und dann noch an Ostern, was soll denn da noch passieren??
Leider war das in diesem Jahr etwas anders. Der Winter ging einfach so immer weiter, nicht nur in den Alpen, sondern auch in der Rhön! An Ostern war es möglich, in allen Skigebieten der Rhön Ski zu fahren, leider allerdings nicht an allen Liften... die Einschränkungen beruhten aber nicht auf Schneemangel sondern auf massiven Besuchermangel!! Die Leute hatten leider einfach die Schnauze voll vom Winter, und das bei den wahrscheinlich besten Schneebedingungen in der Rhön, seit ich in Fulda wohne (und an Ostern)

Leider hatte ich allerdings auch keine Zeit, in der Rhön Ski zu fahren, denn ich hatte ja noch in der FH zu tun, und dann wollte ich nach Südtirol- das war eigentlich schon extrem schade...
Leider war eben auch in Südtirol dieser verlängerte Winter zu spüren- Sonnenstrahlen sah meine bereits vorausgereiste Familie in dieser Woche eher weniger. Aber ich hatte ja etwas spezielles vor, und so hielt das mich natürlich nicht davon ab, das gebuchte Hotelzimmer auch zu beziehen. So ging es dann mit voller Skiausrüstung in die letzte Vorlesung in Würzburg und dann gleich weiter in richtung Innsbruck.
Wer sich nicht für Bahnfahren, Tarifprobleme und Jugendherbergen interessiert, kann jetzt gerne bis zum ersten Seilbahnbild vorspringen

Für den ÖBB-Anteil der Fahrt hatte ich mir vorgenommen, mir eine VorteilsCard der ÖBB zuzulegen, also praktisch die österreichische Variante der BahnCard50. Diese kostet für Personen unter 26 Jahren nur 20 Euro im Jahr- davon hätte ich die Hälfte allein schon bei dieser Fahrt wieder raus. Aber wie kommt man in Deutschland da dran? Bestellen im Internet? Fehlanzeige! Gibts nur an ÖBB-Personenkassen. Vorsichtshalber habe ich dann also in München Hbf nachgefragt- auch nix. Hier is Deutschland. Aber ich wollte ja die Karte schon haben bevor ich in Österreich einreise, um damit dann schon die dortige Bahnfahrt zu bezahlen... So nahm ich mir dann vor, in Kufstein einen Zwischenstopp einzulegen (Dieser Österreichische Grenzbahnhof ist freundlichweise mit DB-Fahrkarten zu erreichen) um dort die VorteilsCard zu erwerben.
Aber es gab noch einen Joker: Ich war mit einem ÖBB-EuroCity von München nach Innsbruck unterwegs. Der dort schon ab München mitfahrende österreichische Zugbegleiter konnte tatsächlich neben dem in Österreich im Fernverkehr üblichen Fahrkartenverkauf auch die VorteilsCard verkaufen- auch schon vor Kufstein! Das scheint tatsächlich die einzige Möglichkeit zu sein, auf deutschem Boden eine VorteilsCard zu erwerben

Mit dem passenden Fahrschein und der vorläufigen VC inkl. Antragsformular, welches ich dann zwecks Passbild allerdings wieder teuer aus Deutschland nach Wien senden musste, ging es dann ohne Aussteigen nach Innsbruck durch.

Meine erste Fahrt als ÖBB-"Vorteilskunde", mittlerwieile hat sich die Karte schon sehr gelohnt

Wer jetzt glaubt, ich konnte entspannt in die Jugendherberge fahren irrt


In Innsbruck versuchte ich dann, für den nächsten Morgen am Automaten ein Ticket von Innsbruck nach Percha (Ausland!!) zu bekommen. Das war - wer hätte das gedacht - nicht möglich. So ging ich ins zum Glück noch geöffnete Reisezentrum. Der dort beschäftigte Schalterbeamte war erstmal leicht überfordert, dass es diesen Ort geschweige denn einen Direktzug dorthin gibt, war ihm erstmal nicht bekannt. Ok, ist jetzt auch nicht der riesige Bahnhof, das muss man ja nicht wissen- aber dass er mir den ÖBB-Tarif bis Brenner und dann weiter Auslandstarif mit Railplus-Rabatt nicht ausstellen konnte, fand ich dann schon wieder recht spannend. Immerhin gibt es dorthin einen Direktzug im Nahverkehr, also ohne Möglichkeit zum Fahrkartenkauf im Zug! Wie soll man den denn bitte dann benutzen können?

Letztlich hat er mir dann ein VVT-Verbundticket nach Innichen ausgestellt, was zwar noch in Südtirol, aber schon wieder der Tarifgrenzpunkt nach Osttirol ist. Ich habe also praktisch ein ganzes Stück zu weit bezahlt und auch die VorteilsCard wurde nicht berücksichtigt...
Was ich dann im Nachhinein noch rausgefunden habe: Für die gesamte Pustertalbahn gibt es scheins VVT-Tarifwaben, auch für Percha. Das finde ich schon echt schwach, dass das der Schalterbeamte nicht wusste. Wenn es in Wien gewesen wäre, ok, aber das ist ja praktisch direkt vor der Haustür von Innsbruck! Wahrscheinlich müsste es also doch auch am Automaten über die VVT-Funktionen lösbar sein.
Nach dem Stress ging ich dann erstmal noch in die ÖBB-Lounge, für freies WLAN



Die Zubereitung einer heißen Schokolade ist damit zwar etwas komplizierter und langwieriger, aber dafür mit 100% echter Milch. Und dass es länger dauert, hat auch nicht gestört, denn ich war komplett alleine in der Lounge, was ich in Deutschland auch noch nie erlebt habe. Besonders cool fand ich auch die Skiständer am Eingang (gabs im Reisezentrum auch). Nein, auch wenn sie so aussahen, keine Schirmständer, ausdrücklich mit Skier-Symbol drauf

Nach dem Abendessen bei Subway ging es dann auch in die Jungendherberge. Dort dann die nächste Überraschung...
Ich erwähnte beim Einchecken nochmal, dass ich (wie am Telefon besprochen) schon um 6:20 Uhr das Haus verlassen müsste. Da hörte sich das schon ganz anders an: Nein das geht nicht, ich kann den Schlüssel da noch nicht zurückgeben, weil die Theke nicht besetzt ist, das ist ja weit vor dem Frühstück und die Haustür sei auch noch abgesperrt

Gut, war das auch geschafft. Zum Gebäude wusste ich dann nicht so richtig, ob ich es jetzt cool finden sollte oder nicht... auf Jeden Fall schon ziemlich alt und heruntergekommen, eigentlich genau das, was man sich so unter ner Jugendherberge vorstellt. Extrem enge Zimmer- Es waren nur 4 Leute im 6er-Zimmer und ich hatte wirklich Mühe, mein Gepäck noch irgendwo zu platzieren, denn eigentlich stehen da drin einfach nur 3 Doppelstockbetten, getrennt durch einen Gang von etwa halber Bettbreite. Den Rest nimmt der Schwenkbereich der Tür ein. Größe des Raums also ungefähr ein Zugabteil^^ Ich erklärte noch, dass ich leider schon um 6 Uhr aufstehen müsse, was für die anderen kein Problem darstellte, und nach noch kurzen Gesprächen war dann auch bald Nachtruhe.
Morgens suchte ich dann nach dem Aufstehen nach der Küchenfrau. Diese nahm allerdings nur den Schlüssel entgegen, Aufschließen wollte sie mir nicht... denn wie ich mir eigentlich schon gedacht hatte, war es natürlich überhaupt kein Problem, aus dem Gebäude zu kommen, man musste nur die Türklinke betätigen

Während ich mich am Vorabend noch von den ziemlich verwirrenden Angaben (Irgendwo umsteigen mit Fußweg, dummerweise hatte ich mir den natürlich nicht angeschaut

In Innsbruck war das Wetter an diesem Morgen recht gut- und es ist für mich mich immernoch eine der genialsten Städte, die ich kenne. Stadt und hohe Berge auf so kleinem Raum, das ist einfach etwas besonderes.

Und hier steht der Korridorzug nach Osttirol- leider wurde dieser Zug mit dem Fahrplan 2014 durch einen Bus ersetzt. Beworben wird natürlich, dass dieser deutlich schneller ist. Logisch, er lässt auch einfach alle Halte zwischen Innsbruck und Osttirol aus

Gleichzeitig wurde jetzt angeblich ganztägig die Verbindung Innsbruck-Lienz mit 1x Umsteigen verbessert. Wenn das denn stimmt (den Vergleich habe ich da nicht) ist das zwar tatsächlich eine Verbesserung, leider muss man für diese spezielle Fahrt jetzt aber bereits um 6:22 Uhr losfahren, um dann um 8:37 anzukommen. Fahrzeit also nur geringfügig länger und mit 1x umsteigen, aber früher.
Dass der durchgehende Zug wegfällt, wurde auch zum großen Politikum in Tirol. Ganz lustig sind da auch einige Kommentare in online-Portalen von Tiroler Zeitungen... Besonders sachlich geht es da nicht mehr zu, und ich glaube auch nicht, dass die dort so oft angesprochene Mutter mit Kinderwagen (die mit der Direktverbindung angeblich einen riesigen Vorteil hat) besonders gern schon um 7:00 Uhr am Bahnhof steht, um gemütlich nach Lienz zu fahren... Die freut sich dann doch eher über eine ordentliche Verbindung mit 1x umsteigen im 2-Stunden-Takt...