In Tirols Bergen herrscht der Ausnahmezustand
Rudi Mair vom Lawinenwarndienst spricht von einer außergewöhnlichen Situation.
Am Wochenende donnerten die Lawinen im Stundentakt zu Tal.
"Dieser Winter hat es in sich", stöhnt Rudi Mair, "dadurch, dass es so lange kalt war, haben wir einen sehr schlechten Schneedeckenaufbau." Die Folgen lassen sich Tag für Tag in den Chronikspalten nachlesen: Lawinen.
Am Wochenende erhöhte sich die Zahl der Toten auf sechs - und es hätten weit mehr sein können: Am Berglasferner entkam eine siebenköpfige Gruppe des Deutschen Alpenvereins nur mit knapper Not einem riesigen Schneebrett. Insgesamt hielten sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 40 Personen am Berglasferner auf. "Alle Schutzengel des Himmels und der Erde waren heute am Werk, sonst hätten wir auch 30 Tote haben können", schrieb ein Augenzeuge an Mair.
Derzeit herrsche in den Tiroler Bergen so etwas wie der Ausnahmezustand, sagt Mair: "Gestern war der erste richtige Frühlingstag, aber am Berg oben herrscht noch tiefster Winter. Das unterschätzen die Leute oft. Kein Wunder - normalerweise haben wir Mitte März andere Verhältnisse. Aber noch gibts keine Spur vom typischen Frühlings-Firn. Da braucht's noch ein paar schöne Tage."
Die größte Gefahr lauert nach wie vor in extrem steilen, schattseitigen Hängen. "Da verträgt's überhaupt nichts", warnt Mair. Wer deshalb auf die Sonnenseite ausweiche, wiegt sich in trügerischer Sicherheit: "Die sind oft nicht viel besser, weil in hochalpinen Lagen überall dieser lockere, bindungslose Schnee liegt."
Gänzlich aufs Tourengehen verzichten brauche übrigens niemand: "Die typischen Standardrouten kann man eigentlich fast alle problemlos begehen."
20.03.2006
quelle = tirol.com und tiroler tageszeitung