Klimawandel lässt bei Spitzentouristikern die Köpfe glühen
Für den Winter droht es eng zu werden, im Sommer gibt es neue Chancen.
Tirols Sommertourismus soll profitieren.
Bild: APA/Gindl
"Österreichs Tourismus lebt derzeit zu 60 bis 70% von Winter- und Alpinsport, der Rest sind Kulturreisen und Wellness", sagte Wifo-Experte Egon Smeral bei einer von Eurotours veranstalteten Diskussionsrunde in Kitzbühel.
Laut einer OECD-Studie wären bei einem Temperaturanstieg von einem Grad ein Drittel der Skigebiete gefährdet, bei zwei Grad die Hälfte und bei vier Grad sogar 80%.
Die Schneegrenze werde jedenfalls nach oben wandern und die Winter werden kürzer. "Wenn nur noch in hoch gelegenen Skizentren gefahren werden kann, dann droht der Skisport vom Massen- zum Luxusgut zu werden."
Nein zu Kunst-Welten
Wird es tatsächlich wärmer, dann erwartet Smeral aber einen Schub für die dann umso längere Sommersaison. "In Südeuropa könnte es zu heiß werden, in der Karibik gibt es das ganze Jahr über Hurrikans, wenn die Temperatur um nur ein Grad steigt."
Für TUI-Austria-Chef Klaus Pümpel ist die Aussicht, dass Österreich mit mediterranem Klima den Sommer anzukurbeln hofft, einigermaßen zynisch. Dass der Winter nur mit "technischen Krücken" wie Schneekanonen zu retten sei, bezweifelt er.
Es brauche im Winter wie im Sommer noch mehr alternative Angebote. "Und das dürfen nicht nur künstliche Welten sein, sondern muss die Natur einbeziehen. Indoor ist überall zu kopieren."
Eurotours-Chef Hans-Dieter Toth sieht die Klimadiskussion kritisch, weil etwa auf der Südhalbkugel die Gletscher wachsen und während der letzten Eiszeit die CO2-Konzentration doppelt so hoch gewesen sei wie jetzt. "Entscheidend ist aber, was die Urlauber glauben. Und demnach ist der Klimawandel eben Tatsache."
Österreich müsse seine Stärken wie die "tolle Natur und die Champagner-Luft" endlich besser verkaufen. "Die Pinguine sind ein Marketing-Gag, sonst ist unser Werbeauftritt im Ausland aber chaotisch. Wir brauchen eine Dachmarke für unser Kernprodukt Alpen."
Teurere Billigflieger
Dass etwa Fernreisen heuer wegen der Klimadiskussion schrumpfen, weisen Toth und Pümpel unisono zurück. Strikt sind die Toptouristiker auch gegen zuletzt diskutierte Verbote für Fernreisen. Was sie sich hingegen sehr wohl vorstellen können, sind Klimasteuern nach dem Verursacherprinzip. Das würde vor allem Flugreisen, allen voran Billigflieger und Fernreisen, spürbar verteuern.
ÖBB-Chef Martin Huber sieht die Bahn durch die Klimadiskussion im Aufwind. Die ÖBB investieren in den nächsten Jahren 1,2 Mrd. Euro in neue Züge. "In wenigen Jahren werden wir in 3 Stunden 45 Minuten von Innsbruck nach Wien fahren. Das wird Tyrolean massiv zu spüren bekommen."
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