Mehr Lawinenabgänge, aber weniger Tote als in den Vorjahren

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NN
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Mehr Lawinenabgänge, aber weniger Tote als in den Vorjahren

Beitragvon NN » 14.05.2006, 11:38

Mehr Lawinenabgänge, aber weniger Tote als in den Vorjahren
Lawinenexperten: Winter mit ungewöhnlich vielen Lawinen, aber relativ wenigen Toten.

Gigantischer Lawinenabgang am Windacher Daunkogel in den Stubaier Alpen.

"Das war ein extrem kerniger Winter. Von Ende November bis tief in den April hinein herrschten monatelang tiefwinterliche Temperaturen." Rudi Mair, Chef des Lawinenwarn­dienstes (LWD) Tirol, zieht im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung Bilanz. Fünf anstrengende Monate lang haben er und sein Kollege Patrick Nairz in der LWD-Zentrale in der Herrengasse Daten gesammelt, Berichte studiert und den täglichen Lagebericht verfasst. "Kranksein oder Urlaub, das spielt's da nicht, wenn man für das ganze Aufgabengebiet nur zu zweit ist", spricht Mair die Personalknappheit in seiner Dienststelle an.

Hohe Dunkelziffer

Vier bis fünf Mal pro Woche starten die Lawinenexperten zu Erkundungsflügen über und -touren durch die Tiroler Berge. Was sie da heuer zu sehen bekamen, ließ selbst "alte Hasen" wie Mair staunen: "Ich hab allein bei einem Flug 15 oder 16 Lawinenabgänge gesehen, wo Spuren hineinführten, aber niemand verletzt wurde. Deshalb scheinen diese Lawinen in keinem Akt auf."

Verschüttete im Glück

Insgesamt, so schätzt Mair, umfasst der Lawinen-Ordner 2005/06 weit über 100 Unfälle mit Personenbeteiligung, die aktenkundig sind. "Aber die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher", sagt der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes.

Als Charakteristikum des abgelaufenen Winters bezeichnen Mair und Nairz die Tatsache, dass sich sehr viele Unfälle ereignet haben, dass aber "zum Glück verhältnismäßig wenige Tote zu verzeichnen waren".

Konkret starben zwischen November 2005 und Mai 2006 zehn Personen unter Lawinen. Im langjährigen Durchschnitt sind es zwölf, im Jahr zuvor waren es 25. "Bei vielen waren alle Schutzengel gnädig gestimmt", erinnert sich Mair, der von einem außergewöhnlichen Winter spricht: "Ich hab noch nie erlebt, dass so viele Menschen total verschüttet wurden und trotzdem mit dem Leben davonkamen."

In Osttirol zum Beispiel harrte ein junger Deutscher zwei Stunden unter einer meterdicken Schneedecke aus, ehe ihn die Retter fanden. Ebenfalls ungewöhnlich: "Die Unfälle mit Todesopfern waren immer einzelne Ereignisse. Wir hatten heuer keinen einzigen Lawinenabgang mit mehreren Toten."

Der oft glückliche Ausgang von Unfällen ist natürlich in erster Linie eine Fügung des Schicksals, das wissen auch die Helfer. Aber, und auch das ist erwiesen, der Mensch ist immer öfter in der Lage, das Schicksal zu bezwingen. "Es hat heuer sehr viele gute Rettungsaktionen gegeben", zollt Mair den Beteiligten volles Lob, "sowohl bei der Kameradenrettung als auch bei den organisierten Einsätzen."

Tatsächlich hat die Bergrettung, die ja immer erst alarmiert und dann zum Unglücksort transportiert werden muss, heuer gleich mehrere Verschüttete lebend geborgen. Vor dem Hintergrund, dass die Überlebenschancen unter einer Lawine nach 20 Minuten auf unter 20 Prozent sinken, ist das ein mehr als kräftiger Beweis für die Einsatzstärke der heimischen Retter.

Glück am Berglasferner

Wie knapp Leben und Tod beieinander hängen hat sich heuer am Berglasferner in den Stubaier Alpen gezeigt. An einem sonnigen Tag im März hatten sich Dutzende Personen im Aufstieg befunden bzw. an einer Übung teilgenommen, als plötzlich ein riesiges Schneebrett ins Tal rauschte. Sieben Mitglieder des Deutschen Alpenvereins konnten in letzter Minute zur Seite springen, ihre Ausrüstung verschwand in einer Gletscherspalte. "Da hätten leicht 20 oder 30 Tote sein können", ist Mair froh über den glücklichen Ausgang.

Tour durch die USA

Die Tourengeher tragen auch selber viel zu ihrer Sicherheit bei. Sie rüsten sich besser aus, sagt Mair, außerdem "steigt die Anzahl jener Leute, die sich bei uns über Schneehöhen, Lawinenwarnstufen etc. informieren, von Jahr zu Jahr. Derzeit verzeichnen wir allein auf unserer Gratis-Info-Hotline (0800800503) 30.000 Anrufe pro Monat, auf der Internet-Plattform (www.lawine.at/tirol) gehen die Zugriffe in Richtung 30 Millionen pro Saison."

Derzeit bereitet sich Tirols oberster Lawinenexperte auf einen Einsatz der besonderen Art vor. Über Einladung des US-Außenministeriums tourt er durch die Vereinigten Staaten. Was er sich anschaut? Lawinenwarndienste selbstverständlich.


Von Mario Zenhäusern




quelle = tiroler tageszeitung = tirol.com

Wenn das nicht ne gute Nachricht ist :wink:
Wegen Studium und Ausbildung nur sehr eingeschränkt online !!!

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