St.Antoner Designerbahn nervt entnervte Anrainerin
Die neue Galzigbahn ging vor einer Woche in die zweite Saison. Anrainerin Rosmarie Matt kann derweil den monotonen Lärm fast nicht mehr aushalten.
Bild: Schnegg
Schön ist sie, die neue Galzigbahn, mit ihren Riesenrädern und dem Glasverbau, der die Technik erst so richtig zur Geltung bringt. Die Arlberger Bergbahnen haben sich dieses Schmuckstück auch etwas kosten lassen: rund 22 Millionen Euro.
Umso unverständlicher ist für Anrainerin Rosmarie Matt, die rund 20 Meter von der Talstation entfernt wohnt, dass ihrer Ansicht nach nicht mehr gegen die Lärmbelästigung unternommen wird.
"58 Jahre habe ich neben der alten Galzigbahn gelebt und das ohne Probleme", sagt Matt, "das Überfahrtsrecht habe ich den Bergbahnen nur unter der Voraussetzung gegeben, dass die neue Bahn nicht lauter sein darf als die alte".
In einer privatrechtlichen Vereinbarung ist zudem enthalten, dass der Lärm durch die selben Sachverständigen zu ermitteln ist wie bei der alten Bahn.
Körperliche Beschwerden
Was auch geschah, die Bergbahnen und Matt beauftragten unabhängig voneinander Gutachter. Matts Gutachter kam zum Ergebnis, dass die neue Bahn mit Werten zwischen 64,3 und 65,2 Dezibel um 9 Dezibel lauter sei als die alte.
"Und laut meinem Gutachter bedeutet eine Steigerung um 10 Dezibel eine Erhöhung des subjektiven Lärmempfindens um das Doppelte", fügt Matt an, "dazu kommen die sehr niedrigen Frequenzen, die besonders gefährlich und lästig sind".
Sogar so lästig, dass sich Matt im vergangenen August eine Wohnung in St.Anton nahm, um dem Lärm zu entkommen, weil sich bei ihr bereits körperliche Beschwerden wie erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle breitmachten.
Man sei bei der neuen Galzigbahn an die gesetzlichen Grenzwerte für Lärm herangekommen, sagt Betriebsleiter Hannes Steinlechner, "aber wir haben das, was die Gutachter vorschlugen, umgesetzt.
Rund 70 Prozent des Ausfuhrbereichs wurden im Herbst mit Glas abgedeckt." Kostenpunkt: rund 45.000 bis 50.000 Euro.
Nicht vorgreifen
Nicht nur, um die Messwerte zu verbessern, sondern auch um den Anrainern zu zeigen, dass man sie nicht verärgern wolle.
Der Unterschied zur alten Bahn sei, "dass bei der neuen das Seilgeräusch permanent vorhanden ist, aber das gibt's bei jeder Seilbahn und das bringt man auch nicht weg. Dafür gab es bei der alten ein lautes Geräusch, wenn das Seil anstieß", fügt Steinlechner an.
Für Matt ist die Verglasung reine Kosmetik: "Ich werde heuer sicher noch offizielle Messungen machen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit der jetzigen Maßnahme viel leiser geworden ist."
Inzwischen hat sie ihre Hausfassade mit schwingungsschluckendem Material saniert, einen Teil der Fenster durch lärmschluckende Spezialfenster ersetzt. "Sonst könnt' ich es im Haus gar nicht aushalten." Das sei auch einigen ihrer Gäste so ergangen, "sie kamen am Freitag und gingen am Samstag".
Wortkarg gibt sich Walter Thöny, Vorstand der Arlberger Bergbahnen: "Wir haben nächste Woche ein Gespräch mit Frau Matt, dem möchte ich nicht vorgreifen."
Von Renate Schnegg
10.12.2007
quelle = Tiroler Tageszeitung