Dieser Bericht ist schon etwas älter, nämlich genau 2 Jahre. Ich habe ihn bisher nicht geschrieben, aber er bietet doch so schöne Bilder, dass es schade ist, wenn ich sie nicht veröffentliche. Und von der Jahreszeit ist es ja auch recht passend.
Es sind Herbstferien 2009. Nachdem wir im Vorjahr schon in dieser Zeit einen Ausflug in den Bregenzerwald gemacht hatten, wollten wir dies jetzt wiederholen. Also in unserem (mittlerweile) "Stammgasthof" angerufen, und natürlich ist sogar unser "Stammzimmer" frei. Natürlich, wer will auch schon noch um diese Zeit in die Alpen, wo es jederzeit einen Wintereinbruch geben könnte...
Wir jedenfalls. Es hat schon auch einen gewissen Reiz, dieses Wetterrisiko zu haben. Und bisher empfinde ich jeden der 3 Urlaube (der erste war 2008, der 3. folgte 2010) als gelungen- 2008 war es durchwachsen, 2009 winterlich und 2010 erwischten wir den echten goldenen Herbst. Und wir haben aus jeder Wetterlage etwas machen können, was vor allem daran liegt, dass die Bergbahnen ab 3 Übernachtungen "im Übernachtungspreis enthalten" sind, also man auch problemlos mit der Bahn fahren kann, wenn es neblig ist. Ein weiterer Grund, warum jeder Urlaub in diesem Haus gut wird, ist das Essen- alleine das ist für mich ein Grund, dort hin zu fahren

Ein paar Tage vor der Abfahrt wird klar: Es wird tatsächlich winterlich. Also einfach anpassen: Winterjacken einpacken und (auf mein Drängen hin) Winterreifen aufziehen. Beides bewährte sich.

Denn schon bei der Ankunft schneite es

Aber erstmal das gute Abendessen genießen...

Und am nächsten Morgen war die Kanisfluh angezuckert

Nach dem Frühstück zeigte sich das Skigebiet Mellau sogar in der Sonne, was aber leider nicht lange so bleiben sollte.
Wir wollten natürlich mit einer Bahn fahren. Ein Blick auf die Anlagenliste zeigte einen ernüchternden Eindruck, denn die meisten Lifte hatten schon geschlossen oder wegen dem "schlechten" Wetter kein Betrieb, eigentlich sollte die 4EUB in Mellau auch laufen, aber diese hatte ein technisches Problem. Damit blieb nur noch eine sehr treue Bahn übrig, die als einzige Bahn im Bregenzerwald bis spät in den Herbst täglichen Fahrbetrieb anbietet und auch ganz klar meine Lieblingsbahn war: Die Bezauer Bergbahn. Und diese war an Kult fast nicht mehr zu überbieten: Mit Baujahr 1955/1960 geht es in 2 Sektionen in 8er und 6er-Pendelbahnen aufwärts! Leider war es die letzte Sommersaison der Bahn (besser gesagt: man betrieb sie noch so lange in den Frühling rein, wie es möglich war, ohne dass die Bauarbeiten für das neue Funifor behindert wurden. Eine wirklich sehr lobenswerte Einstellung gibt es an dieser Bahn!!)

Die genialen 8er Kabinen der 1. Sektion sehen wie eine Spielzeugbahn aus

Wir widmeten uns allerdings zuerst dem natürlichen Aufstieg in der 1. Sektion durch Muskelkraft, damit wir uns diese geniale Bahn dann auch verdient haben. Dabei war an der Talstation der Schnee schon fast wieder weg, wurde aber dann langsam mehr. Der Weg war allerdings eher langweilig, ein Fahrweg durch den Wald

Und so erreichten wir auch bald schon die Mittelstation

Blick auf die etwas kürzere 2. Sektion mit 6er Kabinen

Ausfahrt

Ich werfe auch noch einen Blick auf die 1. Sektion, aber jetzt geht es erstmal nach oben.


6er Kabinen! Wo gibt es das noch in Österreich? Mir fällt spontan nur die Valluga II ein.

Steurer-Betonstützen. Hält.


Sehr coole schmale Stationseinfahrt

Unglaubliche Kontraste, die man sonst nicht hat, denn wenn das Tal sich zu Ostern erst vom Schnee befreit hat, hat es noch nicht dieses Grün des Sommers.

STYLE

Ausgang der Bergstation

Wir gingen dann richtung "Gipfel", also an den Ort der neuen Funifor-Bergstation

Von dort hat man einen schönen Blick auf das eigetnliche Skigebiet von Andelsbuch, was ich gerne mal besuchen würde...

Und es geht wieder runter



Blick auf das Skigebiet von Bizau mit der angeblich längsten Sommerrodelbahn der Welt. Der Skigebiet ist leider schon lange eingestellt (dürften schon bald 10 Jahre sein...) aber auf der Homepage hirschberg.at wird weiterhin auf den Bau einer neuen 4SB auf dem Plateau Hoffnung gemacht, der dann das Geschäft wohl wieder ankurbeln soll... Naja wenigstens haben sie im Sommer die Rodelbahn, so kommt vielleicht irgendwann sogar das Geld dafür zusammen.

Wir widmen uns wieder der 6PB, wo das Geld (leider) für ein Funifor reicht...

Zugangsbereich der Bergfahrt
Übrigens war in der Talstation kein Kassierpersonal. Alle Karten mussten an der Mittelstation gekauft werden, man wurde also beim Aussteigen erstmal mit einer "Rechnung" begrüßt

Dort stand auch der einzige Skidata am Übergang von der 1. zur 2. Sektion. Dieser war aber nur zum "entwerten" von Mehrtageskarten gedacht, denn wie man hier sieht, kommt man auch problemlos daran vorbei zur 2. Sektion. Tatsächlich wurde die Karten aber noch ganz klassisch abgeknipst


Und wir nehmen die 1. Sektion ins schneefreie Tal.

Schöne bunte Station

Einfach nur cool, auch die Bänke auf dem Bahnsteig.

Und sie schwebt wieder davon- und maximal 8 Personen mit ihr. Wir gönnen uns erstmal in einem Café einen Apfelstrudel und eine heiße Schokolade gönnen. So schmeckt Österreich


Neuer Tag, neuer Schnee

und zwar genau so viel. Es ist kalt und unfreundlich, Auflockerung ist heute nicht in Sicht. Aber auch solche Tage kann man retten:

Es ist warm. Es ist angenehm. Es ist ein Hallenbad. Und es dampft, denn es hat sogar ein beheiztes Außenbecken

Der Kick am Außenbecken war allerdings, dass man ca. 20m über den zugeschneiten Außenbereich laufen musste. Aber das haben mein Bruder und ich natürlich auch hinbekommen. Sogar auf die Schneebedeckten Liegen haben wir uns gelegt, aber dann schnell wieder ins Wasser...

Am Abend dann mal wieder der Standardblick zur Kanisfluh, allerdings heute im Kino-Breitwandformat

Abends gabs dann eigentlich jeden Tag (nach dem immer genialen Abendessen) lange UNO- und vor allem "Paula"-Battles. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich mit einem Kinder-Kartenspiel aus Joghurtpackungen so gut den Abend vertreiben kann


Am nächsten Tag waren die Aussichten dann schon wieder etwas besser. Der Liftstatus allerdings nicht. Deshalb nahmen wir die Höhenmeter selber in die Hand und entschieden, über den Hochtannbergpass nach Warth hoch zu fahren. Dort waren wir schon sehr oft zum Skifahren, aber das dürfte dieses Mal ein etwas anderer Besuch werden...

Statusmeldung Diedamskopf: Talabfahrt möglich.

Hochtannbergpass ist skifertig. Macht die Lifte auf!!

An der Jägeralpbahn sind immerhin schonmal 3 Sessel aus der Garage entwischt


Es schneit noch

Warth. Ich war noch nicht oft mit dem Auto bis hier, wir hatten sonst natürlich immer am Hochtannbergpass abgestellt...

Talstation von unten- von 1990 und gefällt mir sehr gut. Das Gebäude unterhalb könnte aber von einer Vorgängerbahn sein...

Tjaa... Wintersperre, auch schon im Oktober. Ich habe auch schon Winter erlebt, in denen man hier nach Lech weiter konnte, was im Normalfall den ganzen Winter nicht möglich ist. In diesem Fall war die Sperre offensichtlich noch recht frisch, denn man konnte minütlich Autos beobachten, die an die Sperre ranfuhren und dann wieder umdrehten. Wer es sich dann nicht anders überlegt und zum Arlbergpass will, dem steht ein netter Umweg bevor: 96 statt 16km


Schneehöhe: ordentlich.
Wir wandern etwas durch den Ort, dabei entdecke ich diese ehemalige MSB:



Der hier hebt sich deutlich von der Umwelt ab^^

In der "höchsten Bergsennerei im Ländle" kaufen wir sehr guten Käse und Speck und nehmen eine gute Brotzeit ein...

Dann nähern wir uns mal den Liften...

Ich will fahren


Aber die Bahn wollte nicht.

Und die natürlich auch nicht.

Wir verlassen Warth und fahren wieder richtung Hochtannbergpass...

Aber was passiert jetzt?

Die Wolken wollen uns etwas sagen^^

Hey das sieht gut aus!

Gut ich bin still


Im Zoom: Vorne DSB Kuchlbahn, hinten DSB Ski-Schaukel Falken

Man muss Opfer bringen (um diese Zeit hier her fahren), aber es lohnt sich. So ein einsames (modernes) Skigebiet mit so einer schönen Stimmung hat man selten.



Das hat es mir dann aber wieder ordentlich versaut: Da sind Spuren drin, und zwar nicht wenige. Neid.
Was man hier übrigens auch schön sieht: Im Skigebiet Warth&Schröcken ist wirklich überhaupt nichts modelliert. Beschneit übrigens auch nur sehr wenig. Das gleicht für mich die KSB-Eintönigkeit wieder aus und das ist auch das was ich schon lange so toll an dem Skigebiet fand (dass die Pisten schön buckelig sind) ohne überhaupt zu wissen, dass das in anderen Skigebieten bewusst durch Modellierung "verhindert" wird...

Aber wir genießen weiterhin die Athmosphäre




Es folgt der letzte Tag, der auch gleichzeitig der Abreisetag war, aber es war eindeutig der beste.

Denn so zeigte sich morgens der Bregenzerwald!



Bizau ist leider mit der Sommerrodelbahn nicht in der Gästekarte gratis enthalten (gibt nur nen Rabatt). Ist aber auch verständlich, dort würden ja dann die meisten wahrscheindlich deutlich mehr als nur eine Fahrt machen, wenn es gratis wäre.

Die imposante Kanisfluh zeigt sich von ihrer besten Seite. In diesem Jahr konnten wir sie leider wieder nicht bezwingen, was aber dann endlich 2010 klappte.

blau, weiß und Grün




Wir fahren wieder zur einzigen geöffneten Bahn: Die Bezauer Bahn. Heute dann leider die Abschiedsfahrt, denn im nächsten Jahr werde ich nur mehr die Reste der alten und die Baustelle der neuen Bahn besichtigen können


Unermüdlich. bei jedem Wetter. täglich. 55 Jahre lang.

Heute fahren wir die erste Sektion hoch und laufen die 2. Sehr gute Entscheidung, der Weg war bei diesem Wetter und Schnee wirklich traumhaft.
Ein Jahr vorher hatte ich folgendes Foto gemacht:
Das fand ich damals schon gut, aber in diesem Jahr fand ich das Motiv dann noch besser:


Diese dezente Mittelstation musste einer Riesen-Stütze mit Aussteigsmöglichkeit weichen...

Wieder der Blick auf das Hirschberg-skigebiet Bizau und den hinteren Bregenzerwald




Eine tolle Bahn!


Es heißt Abschied nehmen. Noch ein wenig mit dem alten Liftwärter von der Bergstation reden, der kommt einem so vor, als hätte er die Bahn schon eigenhändig mit aufgebaut... letzte Talfahrt für mich in der 2. Sektion

*ding-dong*

Während die Talstation der ersten Sektion recht bunt ist, ist diese hier eher schlicht. Und die Leute gehen nciht alle in die Kabine...
Wir aßen noch einen Apfelstrudel an der Mittelstation und dann kam meine wirklich letzte Fahrt mit der alten Bezauer Bergbahn :'-(
Und die größte Frechheit war dann das:

Da ist tatsächlich jemand Ski gefahren!!! Hätte ich nur meine Skier dabei gehabt, das hat mich unglaublich geärgert... Ich habe mir geschworen, die auf jeden Fall das nächste mal im Herbsturlaub mitzunehmen. 2010 war dann allerdings klar, dass es keinen Schnee geben werde, dieses Jahr hätte es geklappt (sogar am Diedamskopf mit geöffneter EUB!!!) aber es hat terminlich von meinen Eltern nicht geklappt und ist ausgefallen...

Noch ein letzter trauriger Blick auf die in Betrieb befindliche Talstation
Bei der Rückfahrt sind wir dann über die Strecke am Bodensee gefahren, was auch noch sehr schöne Motive hervorgebracht hat:



Und nicht nur in Bezau hieß es Abschied nehmen, auch wenn das sicher nicht so schwer fiel:

Wer öfter die A96 von Memmingen nach Lindau gefahren ist, wird diese Stelle kennen: zwischen Leutkirch und Wangen war jahrelang noch eine einspurige Strecke statt der Autobahn. Das war dann unsere letzte Fahrt vor Fertigstellung der durchgehenden Autobahn

Gruß,
Tobi